Anti-Obsoleszenz

Türverriegelung der Waschmaschine defekt

Es gibt Dinge, die Maschinen besser erledigen können, als Menschen. Das Waschen der Wäsche gehört zweifelsohne dazu. Ärgerlich nur, wenn sich die Verriegelung der Tür der Waschmaschine nach dem Waschvorgang nicht mehr öffnet, denn dies ist schnell ein wirtschaftlicher Totalschaden.
Eigentlich sind Waschmaschinen sehr simpel aufgebaut und defekte Teile könnten leicht ersetzt werden. Aber es gibt mittlerweile unzählige verschiedene Geräte für die gleiche Aufgabe. Um sich von Mitbewerben absetzen und immer wieder neue Produkte verkaufen zu können, werden ständig neue Geräte entwickelt, die eigentlich nicht mehr können als die bisherigen Geräte und die man somit nicht bräuchte. Aber es erleichtert das Marketing: Kaufen Sie eine neue Waschmaschine! Ihre Alte funktioniert noch? Egal! Das neue Modell ist jetzt noch neuer, noch anders und überhaupt! Greifen Sie zu!
Die Folge: Es gibt immer mehr unterschiedlich aufgebaute Geräte, die alle das gleiche machen: Wäsche waschen. Entsprechend viele unterschiedliche Ersatzteile müssten vorgehalten werden. Das möchte natürlich kein Hersteller. Die Bereitstellung eines umfassenden Ersatzteilsortiments ist teuer und außerdem möchten die Produzenten ja neue Geräte verkaufen und nicht alte reparieren. Entsprechend schwierig ist es, Ersatzteile zu finden, besonders dann, wenn der Hersteller, in diesem Fall Privileg, nicht mehr existiert.
Außerdem ist es teuer, Geräte reparieren zu lassen, da man dafür die Handwerker in Deutschland mit den hohen Lohnnebenkosten bezahlen muss. Die Herstellung einer neuen Maschine durch Billigarbeitskräfte im fernen Ausland ist mitunter deutlich billiger als die Reparatur.
Das sind Absurditäten, die vermutlich nur durch ein zinsbasiertes Geldsystem möglich werden, ja sogar erzwungen werden[1] und die kaum jemand hinterfragt. Es ist selbstverständlich, dass Geräte weggeworfen werden, wenn sie einen kleinen Defekt haben, anstatt sie reparieren zu lassen.

Für die Umwelt ist dieses Vorgehen natürlich eine Katastrophe. Die Ausbeutung der Ressourcen und die Zerstörung des Lebensraumes gehören bei einem solchen System, das auf ständiges Wachstum, auf wegwerfen statt reparieren setzt, einfach dazu. Politiker und Konzerne mögen bei jeder Gelegenheit von Verantwortung für die Umwelt reden, aber in Wirklichkeit erhalten sie mit aller Macht und mit Gewalt ein System, das auf Zerstörung ausgerichtet ist.
Hier möchte ich nicht mitmachen, wenn es sich vermeiden lässt. Also möchte ich die Geräte so lange verwenden, wie es möglich ist und nicht bei einem kleinen Schaden wegwerfen. Da eine Reparatur durch Handwerker aber viel zu teuer für ein Gerät ist, das schon einige Jahre alt ist, bleibt nur die Möglichkeit, das Problem selbst zu lösen.

Dokumentationen und Reparaturanleitungen gibt es vom Hersteller natürlich keine. Zumindest keine öffentlichen Unterlagen. Solche Informationen halten Hersteller selbstverständlich geheim. Im ersten Schritt geht es nun also darum, die Funktionsweise zu ergründen und dann die Ursache des Fehlers zu ermitteln. Anschließend kann der Fehler behoben werden

Funtionsweise untersuchen


Das Programm läuft normal durch, die Tür wird aber nicht entriegelt. Es ist also ein Mechanismus zu finden, der die Tür während des Waschvorgangs blockiert und verhindert, dass der Haken, der in folgendem Bild zu sehen ist, gelöst werden kann.

Waschmaschinentür

Nach ersten Untersuchungen war klar, dass der entsprechende Mechanismus hinter der Frontblende verborgen sein muss. Um an diesen zu kommen, ist der Deckel der Maschine zu entfernen. Im nächsten Bild ist die Verriegelung zu sehen.

Türverriegelung

Nachdem der Mechanismus vom Waschmaschinengehäuse abgeschraubt war, ließ sich erforschen, wie er funktioniert. Im Vvrderen Bereich ist ein Metallverschluss zu sehen, der durch eine Feder aus dem Gehäuse gedrückt und beim Schließen der Tür zurück in das Gehäuse geschoben wird. In dieser Position gibt eine Aussparung am hinteren Ende dieser Metallplatte einen kleinen Plastikstift frei. Dieser Stift hat offensichtlich zwei Funktionen. Der Stift lässt den Start des Programms nur zu, wenn er ausgefahren werden kann, was nur dann der Fall ist, wenn die Maschine geschlossen und der Metallverschluss dadurch zurückgeschoben ist. Wenn das Programm gestartet und der Stift ausgefahren ist, erfüllt er die zweite Funktion: er arretiert den Metallverschluss, der jetzt nicht mehr durch die Feder zurückgedrückt werden kann. Diese Metallplatte ist so konstruiert, dass sie in diesem Zustand die Tür im eingerasteten Zustand festhält. Sie lässt sich nicht mehr öffnen.
Nach dem Programmende wird der Plastikstift wieder zurückgezogen und der Metallverschluss kann wieder durch die Feder aus dem Gehäuse gedrückt werden. In dieser Position ist dann die Tür auch wieder entriegelt.


Fehlersuche


Aber was geht schief, so dass die Tür nicht mehr entriegelt wird? Beim Durchlauf des kürzesten Programms “Abpumpen” zu Testzwecken hat sich gezeigt, dass der Metallverschluss im ausgebauten Zustand durch die Feder gegen den Plastikstift gedrückt wird und dieser dann klemmt. Die Tür wird nicht entriegelt. Entlastet man den Stift, indem man den Verschluss bei Programmende etwas weiter nach hinten schiebt, wird die Entriegelung korrekt durchgeführt.
Es könnte also sein, dass während des normalen Waschvorgangs der Metallverschluss ebenfalls nicht mehr weit genug nach hinten geschoben wird und der Plastikstift eingeklemmt ist. Und tatsächlich, bei geschlossener Tür lässt sie der handgriff ein kleines Stück sehr leicht bewegen. Scheinbar ist der Haken nicht in der vordersten Position und dadurch wirken die Kräfte der eingebauten Feder noch nicht und der Griff lässt sich zu Beginn dadurch leicht bewegen. Was aber könnte verhindern, dass der Haken ganz einschnappt und damit den Metallverschluss weit genug in das Gehäuse schiebt? Ein möglicher Übeltäter war schnell identifiziert. Im Bereich des Türverschlusses ist eine Plastikblende aufgebracht, die dazu dient, dass der Türverschluss leichter einschnappt.

Blende


Fehlerbehebung


Nachdem dies Blende entfernt war, rastete die Tür wieder vollständig ein und das Spiel des Hebels war verschwunden. Es könnte sein, dass die Entriegelung jetzt wieder funktioniert. Und tatsächlich, wurde bei ersten Versuchen die Tür nach Ende des Programms wieder entriegelt.

Verschluss

Weitere Durchläufe werden zeigen, ob der Erfolg bei den bisherigen Versuchen nur ein Zufall war, oder ob die Tür wieder zuverlässig entriegelt werden kann. Wenn dies der Fall ist, kann davon ausgegangen werden, dass die Blende verhindert, dass die Tür komplett einrastet und so den Metallverschluss in die richtige Position bringt.


Literaturverzeichnis:
[1]
Zinssystem und Staatsbankrott (1996); Bernd Senf; http://www.berndsenf.de/ZinssystemUndStaatsbankrott.htm; 25.10.1996
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