Berichte

Verschleierungsverbot im Internet

Axel Eduard Fischer
Axel Eduard Fischer[1]
Ein Verkäufer im Supermarkt trägt meistens ein Namensschild und kann dadurch leicht wiedererkannt werden. Polizisten im Einsatz tragen keine Namensschilder und das soll nach Aussage des Innenministeriums von Sachsen-Anhalt auch so bleiben.[2] Aber warum denn? Heißt es nicht: “Wer nichts zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten”? Was befürchten die Damen und Herren von der Polizei, dass sie ihren Namen verbergen müssen und sich teilweise vermummen? Nun, vielleicht befürchten sie einen Racheakt von Menschen, die sie etwas grob angefasst haben. Das ist ein gewisser Selbstschutz nachvollziehbar und auch durchaus verständlich. Letztendlich hat jede was zu verbergen. Beispielsweise die PIN-Nummer seiner Handy-SIM-Karte, die Geheimzahl für das Konto oder Computerpasswörter. Zukünftig muss man auch die PIN des neuen Personalausweises verbergen, die darf man schließlich nicht weitergeben. (Vielleicht sollte man diesen leichtsinnigen Spruch an der Stelle noch mal überdenken. Jeder hat was zu verbergen. Und nicht nur die Bürger haben Geheimnisse, sondern auch der Staat.[3][4])

Auch im Internet ist man weitgehend anonym unterwegs, was durchaus seine Vorteile hat. Dadurch kann man freier reden und diskutieren ohne befürchten zu müssen, den Arbeitsplatz zu verlieren, weil man nicht der gleichen Meinung ist, wie der Vorgesetzte.

Man is least himself when he talks in his own person. Give him a mask, and he will tell you the truth.
Oscar Wilde

Nun fordert aber der CDU-Bundestagsabgeordnete Axel Eduard Fischer, dass sich im Internet jeder unter seinem richtigen Namen zu erkennen geben muss, wenn er in einem Forum eine Frage stellt oder einen Beitrag schreibt.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft des Bundestags Axel E. Fischer fordert, dass Internetnutzer, die an Diskussionen – beispielsweise in Foren – teilnehmen, künftig eindeutig identifizierbar sein sollen. Er kritisierte, dass heutzutage oft ausgedachte Nicknames für Diskussionen im Internet zum Einsatz kommen.[5]

Laut Fischer ist es für den demokratischen Entscheidungsprozess wesentlich, “dass man mit offenem Visier kämpft, also seinen Klarnamen nennt”.[5] Die Tatsache, dass auch das grundlegendste der westlichen Demokratie, die Wahlen, anonym sind, scheint der Bundestagsabgeordnete verdrängt zu haben. Zumindest hat er vermutlich nicht erwähnt, dass geheime Wahlen der Demokratie abträglich sind.

Besonders geeignet für die Umsetzung des Identitätsnachweises sei nach Meinung Fischers der neue Personalausweis, der eine Identifizierung im Internet ermöglicht. So schnell kann es gehen. Vor kurzem wurde der Personalausweis noch damit beworben, dass er den Menschen das Leben leichter macht und der Datenschutz wurde immer wieder beschworen und nun soll er die Kommunikation im Internet erschweren und den Schutz der persönlichen Daten aufheben.
Im übrigen soll es auch Menschen geben, die kein Personal der Bundesrepublik Deutschland GmbH sind und somit keinen deutschen Hochsicherheitsausweis haben, der sie als Bürgen … ähm Bürger … dieses Landes ausweist. Ein Rumäne kann also in einem deutschen Forum nichts mehr schreiben. Auf de anderen Seite kann aber ein Deutscher in einem Forum, das im Ausland, beispielsweise Rumänien oder Venezuela betrieben wird, nach Lust und Laune schreiben ohne sich mit seinem Namen anzumelden. Dort gelten die deutschen Gesetze nicht und somit ist auch keine Authentifizierung mit einem deutschen Personalausweis nötig.

Wenn die Bundestagsmitglieder von den 12.000 Euro, die ihnen jedes Jahr für Schreibmaterial zur Verfügung stehen[6] einen Teil für Bildung ausgeben und den Rest für Kurse, in denen sie lernen, was es heißt, dem Wohl des Volkes zu dienen, müsste man nicht so viel geistigen Abfall lesen. Aber die Damen und Herren im Bundestag gönnen sich lieber Kugelschreiber und Füller mit Gold- und Platinspitzen für ein paar hundert Euro.

Literaturverzeichnis:
[1]
Axel Fischer (Politiker); http://de.wikipedia.org/wiki/Axel_Fischer_%28Politiker%29; 15.112010
[2]
Sachsen-Anhalt: Keine Kennzeichnungspflicht für Polizisten; http://www.gulli.com/news/sachsen-anhalt-keine-kennzeichnungspflicht-f-r-polizisten-2010-11-14; 14.11.2010
[3]
"Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten"; Michael Lohmann; http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23625/1.html; 27.09.2006
[5]
CDU-Abgeordneter fordert "Vermummungsverbot im Internet"; Annika_Kremer; http://www.gulli.com/news/cdu-abgeordneter-fordert-vermummungsverbot-im-internet-2010-11-14; 14.11.2010
[6]
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